Der große, offene Raum des Spendenlagers an der Föhringer Allee wurde bald nicht nur für Fahrradreparaturen genutzt, sondern auch als Computerwerkstatt. Es gab hier den ersten Computer-Hardware-Kurs, in dem die jungen Männer aus der Bauhofstraße lernten, wie ein Rechner funktioniert, wie er von innen aussieht, und wie man kleinere Reparaturen wie das Tauschen einer Platine selbst erledigt.
Immer öfters nutzten unsere Helfer den Raum aber auch für den so dringend notwendigen Nachhilfeunterricht für Schüler der berufsvorbereitenden Schule und für unsere Azubis. Jetzt wurde hier Deutsch und Mathematik, aber auch Betriebswirtschaft oder Lebensmittelkunde unterrichtet: Was zum Beispiel ist der Unterschied zwischen ober- und untergärigem Bier? Warum gibt es bei der Bundestagswahl eine Erst- und eine Zweitstimme?
Während der strengen Kontaktbeschränkungen durch Corona waren diese Nachhilfestunden leider nur noch digital möglich, was für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung darstellte.
Im Frühsommer 2021 haben einige Helfer dann unter großem persönlichem Einsatz WLAN installiert, so dass im Spendenlager, sobald es die Hygienevorschriften wieder zuließen, wieder Unterricht stattfinden konnte, der jetzt durch die Verbindung von persönlicher Betreuung und digitaler Unterstützung wesentlich effektiver war. Da auch ein Drucker angeschafft wurde, konnten Aufgaben ausgedruckt und gemeinsam bearbeitet werden.
Die neue Technik eröffnete aber noch ganz andere Möglichkeiten: Im Spendenlager finden Geflüchtete jetzt auch Unterstützung beim Abfassen von Bewerbungen oder beim Ausfüllen von Onlineformularen für das Landratsamt, wobei auch hier im Augenblick erneute Kontaktbeschränkungen die Arbeit erschweren.
Trotz alledem hat sich das Spendenlager durch den tatkräftigen Einsatz zahlreicher Unterföhringer:innen in wenigen Jahren zu einem unverzichtbaren Element unserer Flüchtlingsarbeit entwickelt.
Endgültig zu einem Ort der Begegnung wird es aber durch die neue Sitz-Ecke werden, in der sich Geflüchtete, Helfer:innen und alle interessierten Unterföhringer:innen einmal in der Woche treffen können – zum Unterhalten, zum Spielen, aber auch um sich das Rad aufpumpen oder den Dreisatz erklären zu lassen. Wir werden dazu einladen, sobald die Coronalage solche Treffen wieder zulässt.
Gloria Kotzor