Trotz Schneetreibens und Kälte waren am Sonntagnachmittag rund 60 Flüchtlinge der Einladung des Helferkreises zur ersten Sightseeing-Tour durch Unterföhring gefolgt. Das war fast ein Drittel aller Neuankömmlinge bislang in der Notfallunterkunft Ecke Ottostraße/Mittelfeldallee. Alfons Renner, erfahrener Stadtführer, führte die Gruppe der jungen Männer gemeinsam mit drei weiteren Mitstreitern aus dem Team Kultur & Freizeit des Unterföhringer Helferkreises Gemeinsam für Flüchtlinge.
Von der Unterkunft aus ging es zum S-Bahnhof, wo die Helfer von Fragen bestürmt wurden. Welches Ticket für welche Strecke? Wo gilt die Monatskarte? Was für Einheimische oft nicht einfach ist, kann für Menschen aus Syrien, Eritrea oder Pakistan ein Buch mit sieben Siegeln sein.
Vom Feuerwehrhaus über Rat- und Bürgerhaus und Kirchen bis zu den Sportplätzen, alles interessierte die jungen Flüchtlinge und bot Gelegenheit, gleichzeitig einige Standards und Regeln zu besprechen. Die Sprachbarriere ist auch zum Erstaunen der Helfer viel geringer als gedacht: Ein Großteil der Neuankömmlinge spricht Englisch, und die meistens bemühen sich sehr, schnell Deutsch zu lernen.
Die Tatsache, die Zeit untätig verbringen zu müssen und nicht zu arbeiten, bekümmert die meisten Flüchtlinge. So kamen viele Fragen nach Betätigungsmöglichkeiten. Gern würden sie sich freiwillig einbringen, um auch ihren Beitrag leisten zu können. Auch hier bemüht sich der Helferkreis, Ideen und Aktionen zu entwickeln. Sport und Musik sind die am häufigsten genannten Lieblingsbeschäftigungen für die Freizeit. Das Helferteam Kultur & Freizeit, versucht gerade zum Beispiel, schnell eine Gruppe zum gemeinsamen Musizieren zu etablieren und sammelt Musikinstrumente. Die Frage nach Räumlichkeiten dafür ist am dringendsten.
Schon anderthalb Stunden Rundgang durch Unterföhring waren ein guter erster Schritt, um sich kennenzulernen. Es wurde viel gelacht, gefragt und gestaunt. Zum Beispiel über das Rätsel Glockengeläut. Ob denn in Unterföhring so viele Menschen sterben würden, fragte ein junger zierlicher Mann aus Eritrea. Warum? Weil die Glocken so oft läuten – alle Viertelstunde! Er war sehr beruhigt, zu erfahren, dass es sich dabei nur um die Uhrzeit handelt.